Historische und politische Wahrzeichen Vietnams

1. Die alte Geschichte – 1000 Jahre chinesische Herrschaft

Die Viets stammen ursprünglich aus Südchina und leisteten Widerstand gegen die nördlichen Han. Sie ließen sich zunächst im Delta des Roten Flusses, der heutigen Region Hanoi, nieder – der Wiege der vietnamesischen Zivilisation.

Zwischen 2879 und 259 v. Chr. erlebte Vietnam die Hong Bang Zeit, in der die legendären Hung Könige das Königreich Van Lang gründeten und über 2500 Jahre hinweg regierten. Ab 257 v. Chr. entstand das Königreich Au Lac unter der Thuc Dynastie. 179 v. Chr. wurde das Land von den Nanyue erobert, womit eine 1000-jährige Periode chinesischer Herrschaft begann.

Trotz zahlreicher Invasionen leisteten die Vietnamesen Widerstand, führten Rebellionen und erreichten 938 n. Chr. endgültig ihre Unabhängigkeit unter Ngo Quyen.

2. Mittelalterliche Dynastien

Ab dem Jahr 938 entwickelte sich Vietnam zu einer feudalen Gesellschaft, die stark vom chinesischen Modell beeinflusst war. Das Land war zu dieser Zeit ein unabhängiges Königreich, in dem verschiedene kaiserliche und königliche Dynastien aufeinanderfolgten.

Vietnam erweiterte sein Territorium nach Süden, stand jedoch weiterhin im Konflikt mit dem mächtigen China und kämpfte gegen die Song-, Mongolen- und Ming-Dynastien. Für kurze Zeit (1407–1428) geriet das Land erneut unter chinesische Kontrolle. Außerdem war diese Epoche geprägt von einem 150 Jahre andauernden Bürgerkrieg zwischen den Familien Trinh und Nguyen.

Im Jahr 1858 begann schließlich mit der französischen Invasion eine neue Ära in der Geschichte Vietnams.

3. Kolonialzeit

Von 1858 bis 1885 besetzten die Franzosen Vietnam. Trotz zahlreicher Rebellionen und Widerstandsbewegungen musste die geschwächte Nguyen-Dynastie kapitulieren, wodurch Vietnam offiziell unter französische Kolonialherrschaft geriet und 1887 Teil Französisch-Indochinas wurde.

Unter französischem Einfluss wurde das Land in drei Regionen aufgeteilt: Tonkin im Norden, Annam in der Mitte und Cochinchina im Süden.

Tonkin und Annam wurden nach dem Protektoratsmodell verwaltet, wodurch die lokale Macht der Kaiser nur noch symbolisch erschien, während Cochinchina direkt von den französischen Behörden kontrolliert wurde.

Die französischen Kolonisten ließen sich in Vietnam nieder und nutzten die natürlichen Ressourcen des Landes, während sie gleichzeitig eine große Zahl hart arbeitender Arbeiter ausbildeten. Diese Zeit war von großem Leid geprägt, da die vietnamesische Bevölkerung systematisch ausgebeutet und unterdrückt wurde. Dies führte zu zahlreichen Aufständen und Unabhängigkeitsbewegungen, die sowohl friedliche als auch gewaltsame Mittel einschlossen, um die Freiheit zurückzugewinnen.

Gleichzeitig prägten die Franzosen die Infrastruktur Vietnams nachhaltig: Sie bauten Städte nach französischem Vorbild und hinterließen zahlreiche Errungenschaften wie Straßen, Eisenbahnen und öffentliche Gebäude, die bis heute vom Einfluss Frankreichs zeugen. Außerdem führten sie das vietnamesische lateinische Alphabet ein, das sich bis in die Gegenwart gehalten hat.

4. Unabhängigkeitskriege

4.1. Erster Indochinakrieg

Nach der Befreiung Vietnams von der japanischen Besatzung im Jahr 1945 sahen sich die Franzosen mit einem nationalistischen Aufstand konfrontiert, der von Anhängern Ho Chi Minhs angeführt wurde.

Dieser visionäre Führer – dessen Name „der Onkel mit dem aufgeklärten Willen“ bedeutet – hatte in Frankreich studiert und gearbeitet. Er vereinte das Streben des vietnamesischen Volkes nach Unabhängigkeit und führte 1945 eine Revolution an, bei der die japanische Besatzung gestürzt wurde. Nach neunjährigen erbitterten Kämpfen erreichten seine Truppen 1954 den entscheidenden Sieg über Frankreich bei Dien Bien Phu. Damit endete die französische Herrschaft in Vietnam, offiziell besiegelt durch die Genfer Abkommen am 21. Juli 1954.

4.2. Zweiter Indochinakrieg

Nach den Genfer Abkommen wurde Vietnam in zwei Teile geteilt: Im Norden entstand die Demokratische Republik Vietnam unter der Führung Ho Chi Minhs, im Süden die Republik Vietnam, unterstützt von den Vereinigten Staaten im Rahmen des globalen Kalten Krieges. Vietnam wurde so zum Schauplatz eines erbitterten Konflikts.

Die USA entsandten nach und nach eine größere und besser ausgerüstete Armee, doch letztlich konnte die Entschlossenheit der nordvietnamesischen Streitkräfte nicht gebrochen werden.

Der Pariser Friedensvertrag vom 27. Januar 1973 und die Einnahme Saigons am 30. April 1975 besiegelten das Ende des Vietnamkriegs. Im Jahr 1976 wurde Vietnam schließlich unter der Flagge der Sozialistischen Republik Vietnam wiedervereinigt.

Die Gewalt und Gräueltaten während dieses Konflikts machten ihn zu einem der heftigsten Kriege des 20. Jahrhunderts und zu einer der denkwürdigsten Perioden in der Geschichte Vietnams und der Welt.

5. Von 1976 bis heute

1979 intervenierten vietnamesische Truppen vorübergehend im benachbarten Kambodscha, um die Roten Khmer zu vertreiben, die ihre Bevölkerung massakriert hatten, und gleichzeitig eine chinesische Invasion aus dem Norden abzuwehren.

Nach diesen Konflikten zog sich Vietnam fast 15 Jahre lang nach innen zurück, um die Folgen des Krieges zu verarbeiten und das Land wieder aufzubauen. Die Wirtschaft blieb jedoch bis zu den Reformen von 1986 schwach. Mit den „Doi Moi“-Reformen begann schließlich ein wirtschaftlicher Aufschwung, der Vietnam nicht nur Wohlstand brachte, sondern das Land auch für die Außenwelt öffnete, insbesondere in den Bereichen Handel und Tourismus.

Das US-Embargo gegen Vietnam wurde schließlich 1994 von Präsident Clinton aufgehoben.

Heute gehört Vietnam zu den dynamischsten Akteuren im regionalen und globalen Handel. Das Land ist seit 1995 Mitglied der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations), seit 1998 der APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation) und seit 2006 der WTO (Welthandelsorganisation).

Politik und Wirtschaft Vietnams heute

Die Sozialistische Republik Vietnam ist ein sozialistisches Einparteiensystem. Alle fünf Jahre finden Wahlen statt, um die Nationalversammlung zu erneuern, die den Präsidenten des Landes ernennt.

Die Zivilgesellschaft modernisiert und liberalisiert sich rasch, getragen von einer jungen Generation, die die Welt kennenlernen und zugleich international öffnen möchte. Das Bildungssystem unterstützt diese Entwicklung, fördert zukünftige Führungskräfte und ermöglicht jedem Bürger Chancen, wobei das Erlernen von Fremdsprachen die Weltoffenheit weiter stärkt.

Dank seiner zentralen Lage ist Vietnam ein wichtiger Akteur in der regionalen und internationalen Politik. Zusammen mit Thailand sorgt es als führendes Land auf der indochinesischen Halbinsel für Stabilität in der Region, auch angesichts seines großen Nachbarn China, mit dem die Beziehungen manchmal angespannt sind.

Die wirtschaftspolitische Ausrichtung Vietnams ist liberal inspiriert, was der Expansion des Landes Vorschub geleistet hat. Gleichzeitig werden soziale Verantwortung und ein fortschreitender Anstieg des Lebensstandards gewährleistet, sodass Vietnam dynamisch mit seinen asiatischen Nachbarn konkurrieren kann. Besonders der Tourismus hat die Entwicklung einer modernen Kommunikations- und Hotelinfrastruktur maßgeblich vorangetrieben.